07 Apr COFFEE TALK MIT BRUDER FELIX WECKENMANN
Wenn Ihr Ostern Euren Lieben oder Euch selbst eine kleine Freude machen wollt, dann habe ich heute einen tollen Tipp für Euch: „Das Glück wächst im Garten“ – das neue Buch von Bruder Felix Weckenmann, erschienen im bene! Verlag.
Ich bin immer noch ganz im Glück, dass ich Bruder Felix kennen lernen und für sein Buch-Cover im wunderschönen Garten im Kloster Beuron fotografieren durfte. Was für eine bereichernde Begegnung und Erfahrung! Ich glaube, ich habe an diesem Tag im Kloster/Garten mehr gelernt, als ich in einem Monat je darüber lesen könnte.
Bruder Felix ist ein ganz wundervoller Mensch. Wenn er durch seinen Garten läuft, weiß er über jedes Pflänzlein, Kraut oder jeden Baum eine kleine Geschichte zu erzählen. Und seine Augen strahlen dabei. Man ist sofort in seinem Bann und spürt, dass er seine Berufung und sein Glück gefunden hat. Wenn er über das Wachsen, Blühen, Reifen, Werden und Vergehen spricht, wird einem schnell klar, worum es im Leben wirklich geht. Und dass wir unser Glück im Einfachen, Ursprünglichen finden können.
Bruder Felix ist übrigens auch leidenschaftlicher Fotograf. Und was für ein begnadeter! Im Herbst durfte ich seine aktuelle Foto-Ausstellung in den Räumlichkeiten des Kloster bewundern. Absolut sehenswert! Das fanden übrigens auch meine drei Studienfreundinnen Stephie, Kathrin und Petra, die ich sofort zu einem spontanen Besuch im Kloster während unseres Schwäbische-Alb-Wochenendes überreden konnte.
Das neue Buch von Bruder Felix liegt auf dem Tisch neben meinem Schreibtisch. Ich nehme es immer wieder gerne zur Hand, blättere darin und bleibe an einer willkürlichen Stelle stehen, lese eine Weile und fühle mich wieder inspiriert.
Doch jetzt erstmal viel Spaß bei unserem kleinen Interview und ein schönes Wochenende!
01
WO SIND SIE AUFGEWACHSEN UND WO ARBEITEN UND LEBEN SIE JETZT?
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf am Rand der Schwäbischen Alb zwischen Balingen und Rottweil. Heute lebe ich als Mönch im Kloster Beuron. Das liegt an der noch jungen Donau zwischen Tuttlingen und Sigmaringen.
02
WIE SIEHT EIN TYPISCHER TAG UNTER DER WOCHE AUS?
Mein Wecker klingelt um 4.45 Uhr. Wir Mönche treffen uns um 5:00 Uhr im Chor der Kirche zum Morgenlob. Über den Tag verteilt treffen wir uns noch fünf Mal zum Chorgebet bzw. um 11:00 Uhr zur Eucharistiefeier (Heilige Messe). Dazwischen gehe ich meiner Arbeit nach. Ich bin Gärtner von Beruf und bin auch für die Herstellung unserer Kräuterprodukte und Spirituosen zuständig. Mit meinen Mitbrüdern treffe ich mich dann noch zu den gemeinsamen Mahlzeiten. Der Tag hat also eine feste Struktur und es bleibt wenig “Freizeit”. Insgesamt erlebe ich den Rhythmus von Gebet, Arbeit, gemeinsame Mahlzeiten und auch kleinen Ruhepausen als sehr angenehm.
03
WELCHE PROJEKTE STEHEN DEMNÄCHST AN?
Projekte im Sinne von herausragenden und prägenden Unternehmungen stehen bei mir jetzt gerade nicht an. Als Gärtner richtet sich meine Arbeit nach dem Lauf der Jahreszeiten und der Witterung. Das bedeutet, es gibt einen ständigen Wechsel von Bedingungen die vorherrschen und denen ich mich sozusagen unterordne. Diese Bedingungen und die damit verbundenen Arbeiten kehren aber jedes Jahr wieder zurück, so dass ich mich nicht ständig auf völlig neues einstellen muss. Ein Projekt in diesem Sinne kann ich aber vielleicht doch nennen: Ich bin gerade dabei, mit jemanden ein kleines Buch herauszugeben, welches sich mit Wachstumsprozessen in der Natur (besonders Pflanzenwachstum) beschäftigt, und was wir davon lernen können für die Entwicklung von kirchlichen Organismen.
04
WAS WAR DER BESTE RAT, DEN SIE JEMALS BEKOMMEN HABEN?
Der kam gleich von mehreren Personen und auch über einen längeren Zeitraum hinweg: Auf meine innere Stimme zu vertrauen.
05
WELCHEN RAT WÜRDEN SIE IHREM HEUTE 20-JÄHRIGEN ICH GEBEN?
Meiner inneren Stimme zu vertrauen. (Gott sei Dank habe ich das getan, als ich mich zum Leben im Kloster berufen fühlte!!!)
06
WIE HAT SICH IHRE DEFINITION VON GLÜCK ÜBER DIE JAHRE GEÄNDERT?
Das mit dem Glück ist ja so eine Sache. Ich kann es nicht machen, kaufen oder sonst irgendwie herbeizwingen, das geht dann völlig schief. Auch die Erfüllung aller meiner Wünsche würde mich vermutlich nicht glücklich machen. Vielleicht ganz kurzfristig. Wenn das Glück (unverhofft) mal da ist, dann kann ich es nicht festhalten, im selben Moment ist es weg.
Ich glaube, je weniger ich erwarte oder wünsche, desto eher stellt es sich ein, ohne dass ich es wollte. Früher war es bei mir schon eher so, dass ich Glücklichsein von äußeren Umständen abhängig gemacht habe: Wenn dies oder jenes so wäre, dann … Heute weiß ich: Ein großes Glück ist es, nichts zu wollen und einfach nur zu sein. Sein ist wichtiger als Haben. (Erich Fromm). Andere Menschen können mich glücklich “machen”, wenn ich mich auf sie einlasse.
Ich denke an die Menschen in der Ukraine und anderswo, die Krieg, Vertreibung, Tod etc. ausgeliefert sind: sie wären glücklich, einfach in Frieden leben zu können. Fatal ist, dass wir, die wir in (äußerem) Frieden leben dürfen, auch nicht wirklich glücklich sind (vielleicht weil wir es nicht mehr schätzen und es für selbstverständlich halten).
Das Glück liegt im jetzigen Augenblick. Dies gilt für Menschen, die nicht in extremen Stress- und Ausnahmesituationen leben müssen.
Sein ist wichtiger als Haben.
07
WAS HILFT IHNEN IN SCHLECHTEN ZEITEN WIEDER AUF DIE BEINE?
“Die Geduld erreicht alles.” (Teresa von Avila) Ich denke dann immer, das geht auch vorbei. Es kommt oft auch gar nicht so schlimm, als es erst aussah. Ich muss und darf mir Zeit lassen, damit leben zu lernen, dass nicht immer alles nach Plan verläuft. So richtig schlechte Zeiten habe ich, Gott sei Dank, eher selten erlebt. Wobei das natürlich auch relativ ist. Ich komme dann einfach wieder darüber hinweg und schaue nach vorne.
Die Geduld erreicht alles.
08
HABEN SIE EIN BESTIMMTES MORGENRITUAL?
Das “Morgenritual” ist bei uns vorgegeben: Um 4:45 Uhr klingelt der Wecker und um 5:00 Uhr treffen wir uns im Chor zur Morgenhore. Wir beten und singen Psalmen, und hören das Wort Gottes. Nicht die schlechteste Art den Tag zu beginnen. Danach ist Frühstück und nochmals Zeit für die persönliche Besinnung. Erst drei Stunden nach dem Aufstehen beginnt die “Arbeit”. Bei mir also im Garten oder im Keller. Mein Tag beginnt also recht ruhig mit viel Zeit zum in sich gehen, und gleichzeitig mit dem sich öffnen für Gott und das, was um mich ist.
09
AUF WAS FREUEN SIE SICH NACH EINEM LANGEN ARBEITSTAG AM MEISTEN?
Auf die Ruhe und Stille und darauf, dass ich (meist) keine Verpflichtungen mehr habe.
10
HÄTTE IHR TAG AUF MAGISCHE WEISE 27 STUNDEN, WAS WÜRDEN SIE MIT DEN ZUSÄTZLICHEN DREI STUNDEN ANFANGEN?
Ganz spontan: Ich bin froh, dass der Tag 24 Stunden hat. Das reicht auch. Aber einfach mal so spielerisch: Ich würde mehr in die Natur rausgehen und selbige einfach nur bestaunen und genießen. Mein Fotoapparat wäre sicherlich auch immer wieder mal dabei. 😉
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